Jüdische Identität: Mehr als nur Religion

Von: Ernst Sittig

In verschiedenen Publikationen wird oft über die „jüdische Religion“ oder den „jüdischen Glauben“ gesprochen. Doch auch Bilder von Synagogen und Friedhöfen sowie der koschere Metzger sind Ausdruck von Religion. Das ist verständlich, denn wenn wir das jüdische Leben in Ostfriesland betrachten, sind dies die einzigen Spuren, die noch übrig sind.

Erster Weltkrieg – Anfang vom Ende

Die nationale Euphorie, die der Beginn des Ersten Weltkrieges in Deutschland entfachte, wurde auch von den jüdischen Organisationen getragen, wie der Aufruf des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zeigt. Quelle: Bildarchiv Jüdischer Kulturbesitz, Berlin

Von: Stephan Horschitz

Seit ihrer bürgerlichen Gleichstellung dienten auch jüdische Männer in den deutschen Armeen. Für die männliche jüdische Bevölkerung Neustadtgödens finden sich bereits seit den 1870er Jahren Musterungs- und Einzugsbescheide in die umliegenden preußischen Regimenter.[1] Der starke Einfluss der Antisemiten im Militär machte es seit der Mitte der 1880er Jahre jüdischen Soldaten jedoch unmöglich, eine militärische Karriere zu machen, sodass sie z. B. nicht in den Offiziersrang aufrücken konnten. Kaiser Wilhelm II. hatte diese Entwicklung noch unterstützt, indem er 1890 eine Verordnung herausgeben ließ, in der nur solche Bewerber „aus bürgerlichem Hause“ in Betracht gezogen werden sollten, „in denen neben der Liebe zu König und Vaterland eine christliche Gesittung gepflegt und anerzogen würde.“[2] Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bewirkte eine Welle des Patriotismus, der auch von jüdischen Interessenverbänden getragen und gefördert wurde.

Wie Compact Memory die Forschung zu Ostfrieslands jüdischer Geschichte erleichtert

Von: Matthias Süßen

Die Erforschung jüdischer Geschichte ist oft ein Puzzle aus verstreuten Quellen, Dokumenten und Artefakten. Insbesondere, wenn es um kleinere jüdische Gemeinden geht, wie jene, die einst in Ostfriesland beheimatet waren, wird die Recherche schnell zu einer Herausforderung. Genau hier setzt das Projekt Compact Memory an: eine digitale Sammlung von unschätzbarem Wert, die den Zugang zu einer Vielzahl historischer jüdischer Periodika eröffnet und Forschenden sowie Interessierten umfassende Einblicke in die jüdische Vergangenheit ermöglicht.

Gedenken an die Novemberpogrome 1938 – Veranstaltungen in unserer Region

Von: Redaktion

Am 9. November erinnern wir uns an die grausamen Ereignisse der Novemberpogrome 1938, die den Beginn der systematischen Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland markierten. Auch in unserer Region gibt es Gedenkveranstaltungen, die uns daran erinnern, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese dunkle Zeit wachzuhalten und uns für eine friedliche Zukunft einzusetzen. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der geplanten Veranstaltungen:

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Gedenken an den Pogrom von 1938 in Jever

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit richtet gemeinsam mit dem GröschlerHaus zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938 am 9. November ab 11 Uhr eine Gedenkveranstaltung an der Synagogengedenktafel vor dem GröschlerHaus aus. In diesem Jahr hält Herr Dr. Dirk Hellberg, Stadtbrandmeister von Jever, die Gedenkrede. Er wird dabei auch die Rolle der Freiwilligen Feuerwehr Jever während der Pogromnacht thematisieren.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung lädt das GröschlerHaus zu Gesprächen ein.

Weitere Informationen sind unter https://www.groeschlerhaus.eu/ zu finden.

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Launch der Webseite „Frisia Judaica“ am 21. Oktober 2024

Von: Redaktion

Das Netzwerk „Jüdisches Leben in Ostfriesland“ stellt am Montag, dem 21. Oktober, um 15 Uhr im Forum der Ostfriesischen Landschaft in Aurich seine neue Online-Plattform „Frisia Judaica“ (www.frisia-judaica.de) offiziell vor. Die Seite ist dem reichen kulturelle Erbe und der bewegten Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Ostfriesland gewidmet. In den vergangenen anderthalb Jahren ist Frisia Judaica als großes Gemeinschaftswerk des Netzwerks „Jüdisches Leben in Ostfriesland“ unter dem Dach der Regionalen Kulturagentur kontinuierlich gewachsen.

Durch interaktive Karten, Bildergalerien, historische Dokumente und vertiefende Artikel möchte „Frisia Judaica“ das Bewusstsein für diese wichtige Phase der ostfriesischen Geschichte schärfen und die Vergangenheit lebendig werden lassen. Besucher finden auf der Seite umfassende Informationen zu den historischen Entwicklungen, persönlichen Geschichten und bedeutenden Ereignissen der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Ostfriesland und den Nachbarregionen.

Damit ist die Arbeit jedoch keineswegs abgeschlossen, sondern tritt in eine neue Phase ein. „Frisia Judaica“ versteht sich als ein lebendiges Projekt, das stetig weiterentwickelt wird. Das Portal wird kontinuierlich um neue Forschungsergebnisse und Beiträge aus dem Netzwerk ergänzt. In Zukunft sollen weitere Forschungsbeiträge, bisher unbekannte Dokumente und Zeitzeugenberichte aufgenommen werden, um die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Ostfriesland noch umfassender darzustellen. Ziel ist es, ein dynamisches Archiv zu schaffen, das fortlaufend wächst und neue Erkenntnisse einbindet. So bleibt die Plattform nicht nur ein Erinnerungsort, sondern auch ein Raum für aktuelle Forschung und Austausch.

Zur feierlichen Eröffnung stellt das Redaktionsteam der Webseite das Projekt im Detail vor. Es besteht aus Dr. Welf-Gerrit Otto (Leiter der Regionalen Kulturagentur), Stephan Horschitz (Schlossmuseum Jever) und Matthias Süßen (freier Journalist und Autor). „Ein besonderer Dank gilt dem Netzwerk ‚Jüdisches Leben in Ostfriesland‘, das maßgeblich an der Entstehung von ‚Frisia Judaica‘ beteiligt war“, erklärt Otto. Ohne die engagierte Mitarbeit des Netzwerks wäre die Realisierung der Webseite in dieser Form nicht möglich gewesen.

Interessierte, die an der Veranstaltung teilnehmen oder sich in das Projekt einbringen möchten, können sich bei Dr. Otto per E-Mail (otto@ostfriesischelandschaft.de) anmelden.